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17.03.2025

Trumau: Kaffeerösterin Doris Kanzi im Gespräch zum Weltfrauentag

2025-3-Trumau-Kanzi.jpgSERVUS NACHBAR (SN): Wie ist es zur Selbstständigkeit gekommen und zur Gründung von KANZI KAFFEE?

Doris Kanzi: Die Gründung von KANZI KAFFEE geht sehr stark mit der Geschichte und Karriere meines Ex-Mannes Oliver einher. Die Rollenverteilung war vor der Gründung des Unternehmens so, dass sich viele Abläufe nach der Karriere von Oliver richteten, denn wir haben auch mehrere Jahre in Polen gelebt. Für mich war jedoch klar, dieses Expat-Leben ist auf Dauer nichts für mich, das Zuhause sein und mich auf die Karriere meines Mannes zu verlassen. Bevor es ins Ausland ging, war ich im Controlling tätig. Ich wollte meine eigenen Projekte machen und ins Berufsleben zurückkehren. Der ausschlaggebende Punkt für unsere Rückkehr nach Österreich war jedoch die schwere Krankheit von Oliver. Uns war klar, dass wir ein anderes Leben führen wollen und möchten.

SN: Zurück in Österreich, wie ging es weiter?

Kanzi: Wir haben uns überlegt, was uns persönlich am Herzen liegt, woran wir Freude haben und womit wir uns vorstellen können unsere Zeit und unser Leben zu verbringen. Dann haben wir beide die Röstausbildung begonnen und KANZI KAFFEE gegründet.

SN: Wie war die Rollenverteilung bei der Gründung?

Kanzi: Es war eigentlich von Beginn an alles auf Augenhöhe, aber manchmal hat man schon gemerkt dass man gewisse Muster aus der Vergangenheit erst ablegen muss. Oliver war es gewohnt als Geschäftsführer Assistenten zu haben. Diese Rolle wollte ich natürlich nicht einnehmen. Das stand auch nicht zur Debatte. Wir haben das Unternehmen so ausgerichtet, dass die Aufgabenbereiche zu unseren Stärken und Schwächen passen. Oliver ist vorrangig für die strategischen Abläufe, wie Business Development, New Biz und Marketing zuständig. Ich bin für das operative Tagesgeschäft verantwortlich, also Einkauf, Kundenbetreuung, Verwaltung, Produktionsplanung, Finanzen.

SN: Wie nimmst du als Co-Geschäftsführerin die Rolle der Frau im Berufsleben in ähnlichen Positionen wahr?

Kanzi: Die Kaffeebranche ist nach wie vor männlich dominiert. Es gibt nicht sonderlich viele Rösterinnen und für viele unserer Partner war und ist das durchwegs etwas Positives dass wir im Unternehmen mit mir eine Rösterin haben. Eigentlich stört es mich persönlich, dass man das dann als etwas Besonders, als Novum wahrnimmt. Oliver und ich haben zusammen drei Kinder. Auch die Frage, wie sich dieser Beruf und Kinderbetreuung vereinbaren lässt, hat mich immer verärgert, denn einen Mann fragt man so etwas auch nicht. Ich denke, solange solche Fragen gestellt werden, sieht man ganz stark das Ungleichgewicht. Für uns ist es jedoch selbstverständlich, dass unsere Kinder jeweils zu 50 Prozent bei mir und 50 Prozent der Zeit bei Oliver sind und wir gleich viel Verantwortung tragen, beruflich und privat.

SN:Was wäre hier deiner Meinung nach ein Ansatz, um dieser Wahrnehmung in der Gesellschaft entgegenzuwirken?

Kanzi: Man muss das Thema totreden. Man muss zeigen, wie es funktionieren kann. In der Selbständigkeit haben wir den Vorteil, dass wir uns gut miteinander abstimmen können und wir zum Teil auch flexibel arbeiten können. Unsere Gesellschaft ist stark geprägt von klassischen Abläufen., Wenn man seine Kinder in eine Tagesbetreuung gibt, können sie davon profitieren und es ist nichts Negatives. Dieses Bewusstsein sollte man stärken. Es reduziert Stress und man kann sich nach der Arbeit und an Wochenenden ganz auf die Familie konzentrieren.

SN: Ihr bezieht eure Kaffeebohnen direkt von Kaffeebauern - wie ist die Rolle der Frau in den Anbaugebieten?

Kanzi: Das ist leider nach wie vor in vielen Bereichen wie eine Form des “modernen Sklaventums” zu sehen - wer günstiger anbietet ist klar im Vorteil. Gerade die Frauen sind in dieser Hirarchie nochmals untergeordnet. Das können wir uns auch mit Gütesiegeln nicht schönreden. Die derzeitge Diskussion über Kaffeepreise wirkt dem sehr positiv entgegen. Wir achten darauf, dass wir unseren Kaffee dort beziehen, wo alle Beteiligten fair behandelt und bezahlt werden. Deshalb ist unser Kaffee etwas teurer. Das spiegelt sich aber in der Qualität wider.

(c) Foto: Lisi Lehner Fotografie

Redaktion - 13:01:20 @ Trumau, Wein-Kulinarik, Wirtschaft | Kommentar hinzufügen

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